Es geht auf Weihnachten zu, und wieder einmal haben die drei – speziell westdeutschen – Adjektive Hochkonjunktur: Gesegnet, friedvoll und besinnlich. Verwendbar auch zu Ostern – in diesem speziellen Fall natürlich AN Ostern, aber auch zu jedem anderen Feiertag, Festtag, Fucking-Tag oder was man eben dafür hält. Mit feierlich ernster Miene und salbungsvollem Tonfall.
Irgendwie gerne erinnere ich mich an die 2 Weihnachtsfeste während meiner Armeezeit zurück. Im „Kommando der Volksmarine“ Rostock- Gehlsdorf, als Wachsoldat bzw. Wachmatrose an Land.
Immer wieder hatte ich Urlaubssperre und bin erst in den Urlaub gefahren, wenn die anderen zurück waren. Ich hatte mich schnell an meinen, etwas verschobenen, Urlaubsantritt gewöhnt.
Weihnachten `74 und `75 , Zeit für meine besonderen, kleinen Konzerte in unserer Kompanie oder auch bei den Bausoldaten, die am anderen Ende des Objektes ihre Unterkunft hatten.
Material für Texte gab es reichlich. NVA eben. Es waren praktisch die besten Bedingungen, kreativ zu sein. Und zwei Jahre davor habe ich mir das Gitarrespielen beigebracht. So entstanden die NVA-Lieder.
(TU = Torunterkunft, auf deutsch: Schlagbaum mit Häuschen)
Nach der Melodie von „Die Schranke“ von Chris Doerk:
„Weihnachten am TU“
Schranke auf und Schranke wieder zu.
Heut´ steh ich schon wieder am TU.
Seh´ mir fremde Dienstausweise an,
bis ich nicht mehr g´rade stehen kann.
Schranke auf, das kotzt mich langsam an.
Ob man nicht was bess´res machen kann?
Ich lass sie auf und mach sie nicht mehr zu.
Da hab ich mit dem Schlagbaum meine Ruh!
Kam ein Mann vorbei,
ca. um halb drei,
wie der Weihnachtsmann,
mit Goldlametta dran!
Ich grüße ihn und brüll die Tageszahl.
Er sieht mich strafend an – der Admiral.
Er geht vorbei und dreht sich nicht mal um.
Da war das Weihnachtsfest für mich schon um…
Da die Melodie bekannt war, konnten das die meisten beim zweiten Mal schon mitsingen.
Meine „Mitmatrosen“ beteiligten sich auch am Texten und steckten mir die Entwürfe per Spickzettel zu, wo ich sie in meinem Schrank zwischenlagerte. Ein fataler Fehler, wie ich nach einer „Spindrunde“ feststellen musste.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Klasse!
Liest sich gut und ist gut. Der Text des Liedes ist auch geil. :-)